
Laufen für die, die es nicht können
Unter diesem Motto nehmen jedes Jahr tausende Menschen am weltweit größten Charity-Run teil, der auf der ganzen Welt verteilt immer zu gleichen Uhrzeit (13:00 Uhr MEZ) startet. Obwohl hier auch immer wieder im Spitzenfeld menschlichen Rekord-Leistungen nach gefiebert wird, steht grundsätzlich etwas ganz anderes im Zentrum dieses Laufevents.
Mit dem Wings for Life World Run werden Millionen von Euros gesammelt, um die Forschung der Wings for Life-Stiftung zu finanzieren, die das Ziel verfolgt Querschnittslähmung zu heilen. Im Gespräch mit Wolfgang Illek hat Markus, der im Jahr 2025 bereits zum 9. Mal gemeinsam mit Kathi am Wings for Life World Run teilgenommen hat, über die Entstehung dieser Initiative gesprochen. Wenn man sich dieses Gespräch vor Augen führt, dann weiß man, warum man für diejenigen läuft, die es nicht können.
Es geht dabei nicht darum, möglichst schnell ans Ziel zu kommen, denn das ist beim Wings for Life World Run gar nicht möglich. Das Ziel befindet sich während des Laufs die ganze Zeit hinter einem und kommt stetig näher, bis die mobile Ziellinie in Form des Catcher Cars einen einholt. Es geht viel mehr auch darum, die gemeinsame Zeit während des Laufes miteinander mit Freude, Motivation und guter Stimmung zu verbringen.
Kathi und Markus beim Wings for Life World Run - Flagship Run in Wien
Kathi und Markus haben im pomalo pomalo-Style beim Wings for Life World Run in Wien teilgenommen und sind locker flockige 18 km weit gelaufen, bevor das Catcher Car mit Snowboard Doppel-Olympia-Siegerin Anna Gasser am Steuer die beiden überholt hat.
Doch was ist der pomalo pomalo-Style?
Der pomalo pomalo-Style ist die Grundlage einer Philosophie, die im kroatischen Dalmatien gelebt wird. „pomalo pomalo“ bedeutet so viel wie „alles in Ruhe machen“, „Gemütlichkeit“ und „Schritt für Schritt“ seinen Lebensweg zu beschreiten.
Der Weg ist das Ziel
Anstatt einem Ziel verbissen entgegen zu fiebern, oder vor etwas möglichst lange davon zu laufen (wie in diesem Fall dem Catcher Car), geht es beim pomalo pomalo-Style darum, das „Hier und Jetzt“ wahr zu nehmen und mit einer fröhlichen Leichtigkeit den Weg ansich zu genießen. Dies hat auch im Leistungssport eine Berechtigung, um nachhaltig erfolgreich sein zu können. So hat der Laufsport für Kathi und Markus auch eine gewisse philosophische Bewandtnis.
Anna Gasser über "Der Weg ist das Ziel"
Diese Philosphie, beziehungsweise unser Motto „pomalo pomalo – so schnell langsam werden“, vertritt auch Catcher Car-Fahrerin Anna Gasser, die mit Markus in einem Interview live aus dem Catcher Car über den pomalo pomalo-Style gesprochen hat:
Für die beiden pomalo pomalo-Guides Kathi und Markus ist der Wings for Life World Run keine Neuheit mehr, und dennoch ist es jedes Jahr immer wieder eine neue Erfahrung und ein super tolles Erlebnis, auch wenn das Wetter diesmal nicht so ganz mitspielen wollte. Es war nass, windig und ziemlich frisch am Start auf der Wiener Ringstraße vor der Hofburg. Aber in der Menge der vielen Menschen im Startbereich war es wirklich auszuhalten und die Stimmung stieg stetig bis zum Startschuss um Punkt 13:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Und wenn man sich im Startbereich nicht ganz nach vorne drängt, so verliert man beim Start etwas Zeit bis zur Startlinie, was den Vorsprung zum Catcher Car reduziert. Das Catcher Car startet exakt 30 Minuten nach dem Startschuss. Kathi und Markus sind etwa 3 Minuten nach dem Startschuss über die Startlinie gelaufen, was somit einen Vorsprung von 27 Minuten auf das Catcher Car erlaubte.
Die Zeit ist relativ ...
Es ist völlig egal, ob man 3, 5 oder 10 Minuten nach dem Startschuss über die Startlinie läuft, geht oder rollt (es machen hier auch viele Rollstuhl-Fahrer:innen mit), daher ist es auch egal wie weit man kommt, bevor einem das Catcher Car überholt. Wichtig ist, dass man die Zeit wirklich genießt, die man hier mit so vielen anderen Menschen teilt, in dem Bewusstsein, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft dabei zu machen. Daher sind Kathi und Markus ohne Druck, Stress und übermäßige körperliche Anstrengung ins Rennen gegangen. Wobei man durchaus sagen muss, dass es einen kleinen Nachteil hat, wenn man weiter hinten im Starterfeld losläuft, da es Aufgrund der vielen Menschen schwierig ist, einen eigenen gleichmäßigen Lauf-Rhythmus zu finden. Das Stop-and-Go auf den ersten Kilometern kann etwas nerven. Nichts desto trotz macht es unheimlich viel Spaß beim Wings for Life World Run im pomalo pomalo-Style mitzulaufen.
Wenn das Catcher Car zu hören ist ...
Wenn man hinter sich die Hupe des Catcher Cars zu hören bekommt, weiß man, dass es nicht mehr lange dauern wird bis die fahrende Ziellinie da ist und somit das Rennen beendet. Genau in diesen letzten Minuten packt die meisten Teilnehmenden ganz besonders der Eifer, um noch ein paar zusätzliche Meter zu schaffen. Nicht selten kommt es dabei vor, dass Menschen ihre Energie bündeln um noch einmal kurz dem Catcher Car davon zu laufen. Dieser Moment ist besonders spannend und kann in gewisser Weise als Belohnung und persönlicher Höhepunkt des Rennens erlebt werden. Und wenn es einem dann noch körperlich gut geht und man die Energie hat, zum Start zurück zu laufen, dann hat man wahrscheinlich alles richtig gemacht und diesen Tag zu einem besonders guten Tag gemacht, an welchen man sich gerne zurück erinnert. Auch das macht den Wings for Life World Run zu etwas Besonderen.