Rudis – das Holzschwert der römischen Gladiatoren

rudis holzschwert der römischen gladiatoren
Abbildung: Der Rudis war ein Holzschwert welches Gladiatoren nach Ende ihres Dienstes überreicht worden ist.

Der Rudis: Rührlöffel der Freiheit

Rudis (übersetzt: Rührlöffel) werden jene hölzerne Schwerter genannt, die eine besondere Rolle im Leben von römischen Gladiatoren hatten. Diese Schwerter waren nicht nur Übungsschwerter, sondern das Symbol der Freiheit eines Gladiators nach dem Ende seiner Karriere, wenn er diese überlebt hat. Der Rudis wurde einem Gladiator vom römischen Kaiser überreicht, wenn er seine Freiheit nach vielen erfolgreichen Kämpfen erlangte.

Wenn ein Gladiator nach jahrelangen Kämpfen – oder Aufgrund seiner besonderen Leistungen – die Freiheit gewährt bekam, wurde ihm ein Rudis als Zeichen dafür überreicht. Der Empfang dieses hölzernen Schwertes bedeutete, dass der Gladiator fortan kein Sklave mehr war und nicht mehr an den Kämpfen im Kolosseum teilnehmen musste. Jene Gladiatoren, welche den Rudis erhalten haben, wurden fortan „rudiarius“ genannt.

Rudis wurden auch in der Ausbildung neuer Gladiatoren – und speziell im regelmäßigen Training – verwendet. Diese Holzschwerter waren eine leichte und relativ ungefährliche Version des Gladius, das den Gladiatoren half, ihre Kampftechnik ohne grobe Verletzungen zu verbessern. Ein guter Gladiator war viel wert, daher war es wichtig, sich um seine Gesundheit und Kampftauglichkeit zu bemühen, um eine gute Kampf-Atmosphäre bieten zu können.

gladiator
Abbildung: Ein Gladiator im antiken Rom - unfreier Held der Begierde

Über Gladiatoren und ihre Freiheit

Gladiatoren waren in der Regel Sklaven, Kriegsgefangene oder Verurteilte, die dazu gezwungen wurden, in der Arena des Kolosseums zu kämpfen. Nur wenige Gladiatoren lebten lange genug, um sich die Freiheit mit dem Rudis zu verdienen. Die Dauer, die ein Gladiator im Dienst bleiben musste, hing von verschiedenen Faktoren ab, wie zB seine Herkunft, sein Status, seine Fähigkeiten und auch das Wohlwollen seines Gladiatorenmeisters. Es gab jedoch keine feste Regel oder Standarddauer für den Dienst eines Gladiators. Die Dienstdauer hat Überlieferungen zufolge jedenfalls mindestens fünf Jahre lang gedauert.

Man hat zwischen Verurteilten und „echten“ Gladiatoren unterschieden. Die Chance von Verurteilten, einen Schaukampf im Kolosseum zu überleben, war wesentlich geringer als die eines nicht verurteilten Gladiators. Die Lebenserwartung schwankte im Laufe der römischen Kaiserzeit erheblich. Im 1. Jahrhundert vor Christus wurde „großzügig“ mit dem Blut der Gladiatoren verfahren, so wie es das Volk verlangte. Aus dieser Zeit stammt der gehobene Daumen (Zeichen dafür, dass der tod-geweihte Gladiator weiter leben darf) und der nach unten geneigte Daumen, der den Tod des Kämpfers bedeutete.

Es wurden aus den historischen Überlieferungen 100 Gladiatorenkämpfe ausgewertet, die im 1. Jahrhundert n. Chr. stattgefunden haben. Dabei wurde festgestellt, dass „nur“ 19 Gladiatoren von 200 beteiligten Kämpfern in jenen Schaukämpfen ihr Leben verloren haben. Forschungen haben ergeben, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Gladiatoren bei 27 Jahren gelegen ist, was deutlich unter dem Durchschnitt der gewöhnlichen, erwachsenen (40 – 50 Jahre) römischen Bevölkerung lag (wenn man die hohe Kindersterblichkeit nicht berücksichtigt).

Die meisten der im Kampf gestorbenen Gladiatoren haben am Anfang ihrer Laufbahn ihr Leben verloren, da nur die fähigsten Männer die ersten Kämpfe überlebten. Die jung verstorbenen Gladiatoren wurden in der Regel anonym begraben, daher gibt es keine fundierten Aufzeichnungen darüber. Ein erfahrener und beliebter Gladiator hingegen hatte deutlich mehr Chancen als unbekannte Kämpfer, vom Publikum und seinen Fans begnadigt zu werden, wenn er im Kampf bezwungen worden ist. Daher der Spruch:„Gewinne die Menge und du bekommst deine Freiheit.“

Gladiatoren haben einen kleinen Teil der Einnahmen aus ihren Kämpfen erhalten. Damit hatten sie bei einer entsprechend langen Karriere die Chance, sich selbst freizukaufen. Die strikte römische Gesellschafts-Hierarchie bot Gladiatoren allerdings nur wenig Perspektiven für ein Leben danach. Meistens wurden ehemalige Gladiatoren selbst zu Ausbildern von neuen und jungen Gladiatoren. Die höchste Stufe dieser Karriereleiter war der Rang eines sogenannten „lanista“, eines Gladiatorenmeisters.

Als Gladiatorenmeister war man allerdings auch begehrt für Dienste an den römsichen Legionen, zur Ausbildung von neuen Einheiten. Aber auch die römische Oberschicht hatte ihre Nutzen daraus für sich erkannt. So haben sich reiche Römer selbst von ehemaligen Gladiatoren trainieren lassen und diese als Leibwächter engagiert. Aber auch heute ist es noch oftmals so, dass ehemalige Soldaten und auch Spitzensportler oft nach ihrer aktiven Karriere in ihrer Branche, in einer anderen Funktion, erhalten bleiben.

Das antike Rom

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