In diesem Beitrag erzählt Markus von seiner etwa 200 km langen Radtour auf die Großglockner Hochalpenstraße und auf das Kitzbüheler Horn. An diesem Tag hat Markus ganze 4.300 Höhenmeter überwunden und etwa 5.000 Netto-Kalorien dabei verbraucht. Hier geht es aber nicht nur um den sportlichen Aspekt, sondern darum „Ziele zu erreichen“ und Strategien für sich selbst zu finden, diese Ziele im Blick zu haben und zu verfolgen.

Realistische Ziele stecken und erreichen
Zur Vorgeschichte dieser Radtour, welche am 16. August 2023 stattgefunden hat: 2 Wochen zuvor hat Markus seine über 300 Kilometer lange Radtour am Donauradweg von Passau bis Wien unternommen, sozusagen als Vorbereitung für den heutigen Tag. „Für mich ist es wichtig, dass ich so eine höhenmeterreiche Radtour mit einer soliden Grundlagenausdauer in Angriff nehme, nur so wird das gesteckte Ziel für mich greifbar und realistisch. Denn so etwas besteht man vorallem auch im Kopf“, so der Radsportler über sein Vorhaben. Viele Grundlagen-Kilometer, kombiniert mit kurzen intensiven Bergauf-Passagen, bildeten im Großen und Ganzen über 3 Vorbereitungsmonate (Mai – Juli 2023) die Basis für diese Radtour. Dazu zählte unter anderem auch die Rennrad-Tour in San Marino, auf den Monte Titano. Wenn du nun glaubst, dass 3 Monate Vorbereitungszeit für so eine Tour zu kurz sind: Markus ist seit mittlerweile mehr als 20 Jahren am Rennrad viele tausende Kilometer unterwegs gewesen, insofern hat er nicht von 0 begonnen, dafür zu trainieren.
Im pomalo pomalo-Style unterwegs auf der Großglockner Hochalpenstraße
Das kroatische Sprichwort „pomalo pomalo“ steht nicht nur für die traditionelle Gemütlichkeit in Dalmatien, denn das sprichwörtliche „Schritt für Schritt“ im Kopf von Leistungssportlern kann gleichermaßen erfolgversprechend sein, wenn es darum geht in herausfordernden Situationen den langen Atem zu behalten. Insofern ist die pomalo pomalo-Philosophie auch für diese Radtour eine wertvolle mentale Stütze um das Ziel am Ende des Tages zu erreichen. Natürlich helfen dabei auch wunderschöne Ausblicke auf eine atemberaubende Umgebung, das Flair, die frische Luft und die Lust aufs Abenteuer, sowie den Wunsch die eigenen Grenzen ein klein wenig weiter zu verschieben. Folgendes Video zeigt Markus bei seiner Radtour hinauf zur Edelweißspitze auf 2.572 Meter Seehöhe:
Die Radtour hat nach einem guten Frühstück in Zell am See begonnen. Die ersten 14 Kilometer Richtung Ferleiten sind zum „Einradeln“ noch relativ moderat, doch dann beginnt es schon vor dem berühmten Schranken an der Großglockner Hochalpenstraße beträchtlich zu steigen. An dieser Stelle ist der „pomalo pomalo-Style“ am Rennrad bereits angebracht, um Energie und Kraft zu sparen.

Was ist der pomalo pomalo-Style?
Der pomalo pomalo-Style am Fahrrad ist für uns jener Modus, der dich lange über einen anstrengenden Anstieg hinweg dennoch relativ moderat weiterradeln lässt. Das Tempo spielt hier eine untergeordnete Rolle, viel wichtiger ist der Rhythmus, eine solide Trittfrequenz und die Fähigkeit in einen schönen „Flow“ zu kommen. Zusätzlich ist das regelmäßige Trinken und Essen ein Thema, damit das Energie-Level ständig auf „ON“ ist. Es kommen zwischendurch sowieso immer wieder Momente mit kleinen Leistungseinbrüchen, die erfahrungsgemäß aber auch wieder vergehen, so wie sie gekommen sind (Stichwort: mental fit bleiben). Im pomalo pomalo-Style sollte der Gipfel der Edelweißspitze für gesunde und durchschnittlich gut trainierte Menschen durchaus erreichbar sein.

Am ersten großen Ziel angekommen
Hat man einmal den Gipfel der Edelweißspitze erreicht, so beflügelt das sprichwörtlich auf eine ganz besondere Art und Weise. Die letzten Kilometer waren hart und anstrengend, daher ist der persönliche Erfolg und das damit verbundene Gefühl umso schöner. Übringens: hier in der Edelweiß Hütte gibt es einen wirklich guten Kaiserschmarren, den Markus nur all zu gerne weiter empfiehlt.
Nach einer kurzen Pause düste Markus den ganzen Berg wieder hinunter, zurück ins Hotel in Zell am See. Dort füllte er alle seine Flaschen auf, stattete sich mit neuem Proviant (Sportriegel, Banane, …) aus und radelt gleich wieder los, diesmal Richtung Westen in das etwa 25 Kilometer weit entfernte Mittersill. Dieses kurze Stück ist weitgehend flach. Es geht nur leicht ein wenig berauf-bergab, bis Markus den Beginn der B 161 (Pass-Thurn-Straße) erreichte. Nun wurde wieder der pomalo pomalo-Style aktiviert und die nächsten 500 Höhenmeter über den Pass Thurn Pass hinüber nach Tirol pedaliert.

Von Mittersill über Pass Thurn nach Kitzbühel

Im Grunde genommen war es bis nach Mittersill noch relativ einfach, gerade mal 90 Kilometer und ca. 1.800 Höhenmeter in den Beinen und eine lange Abfahrt nach Zell am See sorgte für ein gewisses Maß an Erholung. Doch nach Pass Thurn hinauf fühlte sich nicht mehr ganz so „frisch“ an, als zu Beginn der Tour. Umso wichtiger war es nun, auf die richtige pomalo pomalo-Dosis zu achten und nicht zu „überpacen“. Das klappte im Grunde genommen letztendlich ganz gut. Oben am Pass angekommen folgte eine flotte Abfahrt nach Kitzbühel hinunter, welches Markus nach etwa 120 zurück gelegten Kilometern erreichte. In Kitzbühel angekommen, gönnte sich Markus bei Sonnenschein im Stadtzentrum einen Topfenstrudel mit köstlicher Vanille-Sauce. Und an der nächst möglichen Tankstelle rüstete er seinen Vorrat auf: 2 Flaschen Coca Cola, als Zucker-Boost für das zweite Highlight des Tages: das Kitzbüheler Horn.
Die Panoramastraße des Kitzbüheler Horns

Die Panoramastraße des Kitzbüheler Horns ist bei Radfahrern berühmt-berüchtigt, ist dies doch die Strecke des Int. Kitzbüheler Horn Radrennen, bei welchem man über eine Distanz von nur 7,2 Kilometern stolze 865 Höhenmeter zurück legt. Markus hat bei seiner Radtour 1 Stunde und 7 Minuten bis zum Alpenhaus benötigt, eine Zeit mit welcher er beim Radrennen nicht ganz am Ende der Rangliste gestanden hätte, wohlgemerkt mit einer beträchtlichen Vorbelastung aus den bereits zurück gelegten Kilometern an diesem Tag.

Auf der Aussichtsplattform des Alpenhauses am Kitzbüheler Horn waren die letzten Tropfen Coca Cola aufgebraucht und Markus sichtlich erleichtert, bereits über 3.000 Höhenmeter hinter sich gebracht zu haben. Doch der Weg nach Hause, zurück nach Zell am See, war zu diesem Zeitpunkt noch ein weiter, etwa 70 Kilometer über St. Johann in Tirol, hoch nach Fieberbrunn und Hochfilzen, hinunter durch Leogang nach Saalfelden, und letztendlich zurück nach Zell am See.
Die letzten 70 Kilometer zurück nach Zell am See

Nach der Pause am Kitzbüheler Horn ging es rasant bergab. Höchste Konzentration und Beherrschung des Rennrades ist hier essentiell. Doch das war zu diesem Zeitpunkt nicht die einizige Herausforderung. Die Anstrengungen der Auffahrt zum Alpenhaus hat seine Spuren hinterlassen. Ab nun war der Kopf und das Durchhaltevermögen gefragt, eine mentale Herausforderung der besonderen Art, wenn der Körper müde wird, die Herzfrequenz nicht mehr ganz so stabil ist und das Sitzfleisch sich allmächlich zu Wort meldet.
Ziel stecken und erreichen
Wenn sich Markus ein Ziel steckt, dann kommt es immer wieder einmal vor, dass es nicht leicht wird, dieses Ziel auch zu erreichen – und genau so war es auch diesmal. Für Markus ist ein gestecktes Ziel eine Art von Versprechen an sich selbst dieses Ziel auch wirklich zu erreichen. Diese Fähigkeit hat er sich aus den zahlreichen Lauf- und Triathlon-Wettbewerben erarbeitet, sowie aus seiner langjährlichen beruflichen Laufbahn als selbstständiger Unternehmer. Im Jahr 2021 hat er beim Triathlon IRONMAN-Distanz in Podersdorf den gesamt 39. Platz erreicht und damit sein bislang größtes sportliches Ziel erreicht. Damals – wie auch bei dieser Radtour – haben die gleichen mentalen Mechanismen funktioniert, das Ziel zu erreichen. Und auch wenn es wehtut, tut es gleichzeitig auch unheimlich gut, diesen Weg zu beschreiten. Doch das kann man wahrscheinlich auch nur dann verstehen und mitfühlen, wenn man selbst schon einmal mit solchen Situationen und Momenten der Selbsterfahrung konfrontiert war.
Jedenfalls hat Markus am späten Nachmittag – nach etwas über 9 Stunden – das Hotel in Zell am See glücklich und müde erreicht. Ende gut alles gut!