Ludi publici – die öffentlichen Spiele des römischen Reiches

ludi publici
Abbildung: Die Wagenrennen im Circus Maximus gehörten zu den ersten Ludi im römischen Reich

Über die Ludi und ihr Wirken im antiken römischen Reich

Die Ludi publici waren für die regierenden Organe in der römischen Republik, als auch später für die römischen Kaiser, ein äußerst wichtiges Instrument zur Lenkung und Ablenkung der römischen Bevölkerung. Mit dem Zitat „Panem et circenses“ (Brot und Zirkusspiele) wurden jene Spiele, ursprünglich als Spiele in Form von Wagenrennen im Circus Maximus ausgetragen, vom römischen Dichter Decimus Iunius Iuvenalis kritisch betrachtet. Durch die zahlreichen Ludi verlor der „Pöbel“ (beabsichtigt) die Übersicht und das Interesse am politischen Geschehen im römischen Reich.

Die Anzahl der jährlich wiederkehrenden Ludi war enorm groß. Dadurch ist die römische Gesellschaft in eine Art von Unterhaltungssucht und Lust am Vergnügen verfallen, und das in einer aus heutiger Sicht extrem bizzaren Form der Belustigung. Die öffentlichen Spiele waren gekennzeichnet von großer Brutalität mit echten Opfern. So wie man sich heute Kriegsfilme im Kino ansieht, haben sich die römischen Bürger die blutigen Kämpfe im Kolosseum angesehen. Die Wagenrennen im Circus Maximus kann man mit der heutigen Formel 1 vielleicht ein wenig vergleichen.

Ludi für verschiedenste Anlässe

Der Begriff „ludi“ kommt vom lateinischen Wort „ludus“, was „Spiel“ oder „Schauspiel“ bedeutet. Im Verlauf der Zeit, besonders ab der späten römischen Republik und der Kaiserzeit, wurden diese Spiele immer mehr zu politischen Veranstaltungen, bei denen Kaiser und Adlige sich durch ihre großzügige Veranstaltung der Spiele beim Volk beliebt machen wollten. Es wurde alles inszeniert und das Volk war fasziniert.

Die Ludi romani waren die ältesten Spiele im römischen Kalender, die zu Ehren des Gottes Jupiter abgehalten wurden. Sie umfassten religiöse Zeremonien, Wagenrennen und Theateraufführungen. Die Spiele begannen mit einem Festzug vom kapitolinischen Jupitertempel bis zum Circus Maximus. Sie wurden traditionell im September (4. – 19. September) im Circus Maximus gefeiert.

Viele weitere Ludi des römischen Reiches haben für ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm gesorgt, welches die Maschinerie der Mächtigen am Laufen hielt. Die Ludi Publici waren ein unverzichtbarer Teil des öffentlichen Lebens im antiken Rom. Sie dienten sowohl der religiösen Verehrung als auch der politischen Machtdemonstration. Obwohl die ursprüngliche religiöse Bedeutung im Laufe der Zeit in den Hintergrund trat, blieben die Ludi publici ein zentrales Mittel zur Unterhaltung und Steuerung der Massen und zur Festigung der Herrschaft der amtierenden römischen Elite. Wie auch bei den Gladiatoren im Kolosseum, war es für die Adeligen in Rom von großer Bedeutung, die Masse der Bevölkerung für sich zu gewinnen, um seine Position zu sichern.

Brot und Spiele

Um den „Pöbel“ ruhig zu halten und von politischen Spannungen abzulenken, wurden die öffentlichen Spiele (Ludi Publici) und Getreideverteilungen (panem) genutzt. Diese Maßnahmen galten als Mittel, die Unterstützung der breiten Massen zu sichern. Kaiser und Politiker waren sich bewusst, dass die Unzufriedenheit der ärmeren Schichten zu sozialen Unruhen führen konnte, und daher war es wichtig, diese Menschen zu unterhalten und zu versorgen.

antikes rom
Abbildung: Rekonstruktion des römsichen Machtzentrums, wesentliche Bestandteile: die Schauplätze der Ludi publici im Kolosseum und dem Circus Maximus

Wenn man sich das Machtzentrum des antiken römischen Reiches von oben genauer ansieht, dann erkennt man schnell, dass der Platz für öffentliche Spiele – im Gegensatz zu sonstigen Flächen – sehr großzügig ausfällt. Alleine der Circus Maximus war in seiner Fläche mehr als doppelt so groß wie das Forum Romanum. Das Kolosseum überragte alle für das römische Reich sonst so wichtigen Verwaltungsgebäude um ein Vielfaches.

Alleine diese bauliche Auffälligkeit unterstreicht die Bedeutung der Ludi publici in ihrer Gesamtheit im römischen Reich, jenem Imperium, welchem die Macht und Einflussnahme auf der Weltkarte zu Kopf gestiegen ist. Es wurde in der Tat kein Anlass für weitere Spiele ausgelassen, um von wirklich wichtigen Themen im römischen Reich abzulenken. Vielleicht auch ein Grund für den Zerfall des römischen Reiches?

Circus Maximus - Schauplatz der Ludi circenses

Der Circus Maximus war die größte Arena des Römischen Reiches, das vor allem für seine spektakulären Wagenrennen im Rahmen der Ludi circenses berühmt war. Mit einer Länge von etwa 600 Metern und einer Breite von 150 Metern bot der Circus Maximus Platz für 150.000 Menschen. Eine gigantische Kapazität, die selbst moderne Stadien in den Schatten stellt.

Der Circus Maximus ist um etwa 600 Jahre älter als das Kolosseum und wurde bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. errichtet. Der Circus Maximus wurde über die Jahrhunderte hinweg immer wieder umgebaut und vergrößert. Kaiser Trajan ließ ihn letztendlich im 2. Jahrhundert n. Chr. auf seine maximale Größe erweitern.

circus maximus und palatin heute
Abbildung: Der Circus Maximus heute, im Hintergrund die Ruinen des Palatin und das Kolosseum

Das Kolosseum

Das Kolosseum, zur Zeit seiner Erbauung als „Amphitheatrum Flavium“ (zum Ruhm der Herrscherdynastie der Flavier) bekannt, ist das wohl beeindruckendste Bauwerk des römischen Reiches. Es wurde zwischen den Jahren 72 bis 80 n. Chr. unter den Kaisern Vespasian und seinem Sohn Titus erbaut und war das größte Amphitheater der römischen Welt.

Das mächtige Bauwerk hat eine ovale Form, ist etwa 188 Meter lang, 156 Meter breit und rund 48 Meter hoch. Es konnte bis zu 50.000 Zuschauer fassen, die in verschiedenen Rängen, entsprechend ihrer sozialen Klasse, saßen. Hier haben die sogenannten Ludi gladiatorii, die berühmten Gladiatorenspiele, stattgefunden.

kolosseum damals im römischen reich
Abbildung: So hat das Kolosseum in seiner aktiven Zeit im 1. Jahrhundert n. Chr. ausgesehen
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